Zur Geschichte

Karden ging aus einer keltisch-römischen Siedlung hervor, die bereits im letzten vorchristlichen Jahrhundert existierte. Erstmals erwähnt wurde der "vicus cardena" in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Die Bewohner des Straßendorfes waren überwiegend Handwerker und Händler. Keramikfunde und Ausgrabungen von mehreren Töpferöfen aus dem 1. bis 4. Jahrhundert belegen, daß zu der Siedlung ein Töpfereiviertel gehörte. Zu den bedeutendsten Funden gehören Terrakotten der Göttinnen Venus und Fortuna, verschiedener Matronen und eines Orakelhähnchens, die zu einem Heiligtum oberhalb von Karden gehörten, das die Römer von den Kelten übernommen hatten. Einen Überblick über die Kardener Funde aus frühgeschichtlicher Zeit vermittelt das Stiftsmuseum.


Von großer wirtschaftlicher Bedeutung für den "vicus cardena" war ein vielbesuchtes keltisch-römisches Heiligtum auf dem Martberg über dem Ort auf der Gemarkung Pommern. Hier wurde dem Gotte Lenus-Mars geopfert, der vor allem als Beschützer vor Krankheiten galt. Das Gelände des Heiligtums war recht ausgedehnt. Außer dem Tempel gab es noch einen großen ummauerten Hof, der zum Aufstellen der Weihedenkmäler bestimmt war. In Karden gab es auch römische Töpferwerkstätten und dienten vor allem der Herstellung von Trinkgefäßen aus Ton. Sie existierten von der Mitte des 1. Jahrhunderts bis mindestens zur Mitte des 3. Jahrhunderts und hatten einen weiten Export. Die Moselweinkeramik war besonders in Köln stark vertreten. Köln war auch ein Großbezieher von Moselwein. Brandgräber aus römischer, aber auch Körpergräber aus frühchristlich-fränkischer Zeit wurden am westlich von Karden aufsteigenden Hang entdeckt.

 

Bereits im 4. Jahrhundert gründete der Missionar Kastor in Karden eine christliche Gemeinde und eine Kirche. Der hl. Kastor war ein Schüler des Bischof Maximin (336 bis 346) von Trier. Er lebte in einer Höhle auf halber Bergeshöhe. Die einzige Ausstattung waren ein Tisch und eine Bank aus Stein, ein Kreuz, ein Totenkopf und einige Bücher. Die Existenz des erwähnten Gotteshauses konnte bisher zwar durch Quellen, aber noch nicht durch Ausgrabungen belegt werden. Der Standort war wohl das spätrömische Gräberfeld im Bereich des heutigen Friedhofs. Geweiht war die Kirche wie auch die später an gleicher Stelle errichtete Kardener Pfarrkirche der Jungfrau Maria. 

 

Zu den bedeutendsten Entdeckungen in Karden gehört auch die Freilegung eines Grabgewölbes mit über 200 Gräbern aus fränkischer Zeit (6. und 7. Jahrhundert) im Kreuzhof der Stiftskirche St. Kastor. Gefundene Beigaben unterstreichen die hohe soziale Stellung einiger bestatteten Personen.

 

Im 7. Jahrhundert wurde ein Kollegialstift gegründet. Als Ende des 8. Jahrhunderts sich die Nachricht von der Auffindung der verschollenen Gebeine des hl. Kastor verbreitete, setzte nach Karden eine größere Wallfahrtsbewegung ein. Sie machte den Bau eines größeren Gotteshauses notwendig. Dieses wurde an der Stelle und als Vorgängerbau der heutigen Stiftskirche errichtet. In dem karolingischen Gotteshaus wurden zunächst die Gebeine des hl. Kastor in einem Hochgrab untergebracht, bevor sie 836 geteilt wurden. Der größte Teil der Gebeine wurde nun in die neu erbaute Kastorkirche in Koblenz überführt.

 

Zu Beginn des 10. Jahrhunderts war Karden Sitz eines der fünf Archidiakone des Erzbistums Trier. Dieses Amt bekleidete der Propst des Stiftes in Personalunion. Archidiakonat und Kollegialstift St. Kastor bestanden bis zur Französischen Revolution. Bis dahin wurde auch die Ortsgeschichte Kardens fast gänzlich durch das Stift geprägt. Sein Besitz war beachtlich und weit gestreut. Zu ihm gehörten Weinberge, Ackerland, Wiesen und Waldflächen. Der Reichtum des Stifts lockte aber auch Neider an. So wurde Ende des 16. Jahrhunderts das Stift von einer Freibeuterschar des Niederländers Oliver Tempel geplündert. Auch vom Dreißigjährigen Krieg und von den Kriegszügen Ludwigs XIV. blieben Stift und Ort nicht verschont. Den endgültigen Todesstoß versetzte dem Stift die Französische Revolution. Im Zuge der Säkularisation wurden die Besitztümer des Stifts versteigert und die Pfarrkirche abgerissen.

 

Nach 1815 gelangte Karden unter peußische Herrschaft. In der Folgezeit bestimmten einige Ereignisse die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes. Mit dem Bau der Moseleisenbahn 1879 setzte eine Blütezeit ein. Allerdings hatte der Bahnbau auch seine Schattenseiten. Ihm fielen einige historische Gebäude zum Opfer, darunter das fünfstöckige Rathaus mit seinem hohen Fachwerkgiebel.


Der Bau einer schon 1876 geplanten Moselbrücke, die die Orte Karden und Treis verbinden sollte, wurde erst 1925 verwirklicht. Die historischen Gebäude des Ortes wurden im Zweiten Weltkrieg von Luftangriffen verschont. Restaurierungsarbeiten in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts führten dazu, daß Karden sich heute mit einem schönen Ortsbild präsentieren kann.