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Stiftskirche St. Kastor

Die sehenswerte Stiftskirche St. Kastor in dem Ortsteil Karden wird auch "Moseldom" genannt. Sie ist die älteste Kirche zwischen Trier und Koblenz und wurde im 12. und 13. Jahrhundert auf Fundamenten einer karolingischen Kirche erbaut. Die heutige Gestalt weist romanische, frühgotische und barocke Stilelemente auf.


Der älteste Teil der ehemaligen Stiftskirche – 1802 wurde das Stift aufgehoben –  ist der siebengeschossige Westturm. Die fünf unteren Geschosse stammen aus romanischer Zeit. Die beiden oberen Geschosse und der Helm wurden 1699 aufgesetzt.
Auf der Moselseite sind zwei wuchtige Chortürme dem Fluß zugewandt. Die Giebelfront des Chores ist reich gegliedert. Erdgeschoß und Hauptgeschoß werden durch dreiteilige Bogenfriese bestimmt. Über drei rundbogigen Chorfenstern liegt eine Zwerggalerie.
Die Wandflächen des Querhauses werden von großen Kreisfenstern unterbrochen. Die Rundbogenfenster der Giebelfläche sind von kleinen Rundfenstern umgeben.


Am südlichen Seitenschiff befindet sich das spitzbogige Hauptportal. Der Türsturz stammt noch von der karolingischen Kirche. Das Nordportal aus dem 13. Jahrhundert führt in den Kreuzgang.

 

Im Kircheninnern sind von den ursprünglichen Wandgemälden nur noch wenige erhalten. Dazu zählt eine Darstellng des Jüngsten Gerichts im nördlichen Nebenchor (Kastorkapelle) aus dem 13. Jahrhundert. Der thronende Weltenrichter mit posaunenblasenden Engeln ist umgeben von Maria, Johannes dem Täufer, Seligen und Verdammten. An der nördlichen Querhauswand ist die Kreuzigungsszene zu sehen. Darunter befinden sich Abbildungen des hl. Kastor und der hl. Katharina. Ein weiteres Gemälde an der Ostwand des südlichen Querhauses zeigt das himmlische Jerusalem (13. Jahrhundert). Darunter thront der Welterlöser. Links neben Christus sieht man zwei Heilige, rechts von ihm einen Engel, der eine Krone in seinen Händen trägt.

 

Der einzigartige Terrakotta-Altar steht heute inmitten des Chores. Die Tonplastiken zeigen schlanke Gestalten, umwunden von weiten Gewändern. Bis 1965 befand sich auf dem Altar der weltberühmte Altarschrein mit der Darstellung der Anbetung der Hl. Drei Könige und der Apostel Petrus und Paulus. Er befindet sich an der ursprünglichen Stelle des Hochaltars auf einer Stele. In einer Nische der Stele ist die Figur des hl. Kastor zu sehen, die ebenfalls zum Altar gehört.

 

Beachtenswert sind aber auch zwei Seitenaltäre aus Kalkstein. Der rechte (1628) zeigt den Märtyrertod des Stephanus, den hl. Jakobus, Johannes den Täufer und die Anbetung des Kindes durch die Hirten. Am linken Seitenaltar (1629) sind die Auferstehung Christi, Darstellungen von Johannes dem Evangelisten und Johannes dem Täufer und ein Relief mit Johannes auf Patmos zu sehen. 

 

Zu den weiteren beachtenswerten Ausstattungsstücken gehören unter anderem die Kanzel (1713), ein spätromanischer Taufstein, ein Kruzifix (ehemaliges Kirchhofskreuz aus dem 15. Jahrhundert), die Stummorgel, Skulpturen, verschiedene Gemälde und Tafelbilder des 16. und 17. Jahrhunderts im Querhaus sowie Grabplatten Kardener Stiftsherren an den Umfassungsmauern der Kirche. Die Ausstattung der Stiftskirche gehört zu den reichsten und wertvollsten an der Mosel.

 

Das erste Obergeschoß des Westturms wurde 1970 als Kapelle (Michaelskapelle) ausgebaut und damit wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Die Wände werden geschmückt von 20 Bildtafeln aus der Zeit der Renaissance. Sie waren für ein neues Chorgestühl im 16. Jahrhundert vorgesehen. Die Ölgemälde stellen Christus, Maria, Apostel, Evangelisten und Kirchenväter dar. Wappen und Hauszeichen erinnern an die damals zum Stift gehörigen Kanoniker.

 

Unter dem Chor wurde 1970 ein Raum geschaffen, der einen Zugang zum Mauerwerk der Apsis der karolingischen Kirche ermöglicht. In der Ostwand der Krypta ruhen hinter dem ältesten Epitaph des Gotteshauses die Gebeine des Propstes und Archidiakons Heinrich von Bolanden (1254 bis 1286).

 

Der Kreuzgang auf der Nordseite des Langhauses dient heute als Sakristei und Werktagskirche. Hier befinden sich auch Grabsteine der Adelsfamilien von Eltz und Pyrmont.

 

Im Kapitelsaal der Kirche wurde 1974 das Stiftsmuseum Karden eingerichtet. Dort hat man einen Einblick in die 2000jährige Geschichte des Ortes und der Region. Neben den schon erwähnten Ausgrabungsstücken aus der Römerzeit verdienen auch Waffenfunde und reich verzierter Schmuck aus fränkischer Zeit Beachtung. Noch vorhandene Kunstschätze und Dokumente des Kollegialstifts vervollständigen die Sammlung. Unter ihnen befinden sich handschriftliche Graduale aus dem 14. und 15. Jahrhundert, zwei romanische Vortragekreuze aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, Kultgeräte, Bücher und Urkunden.